24.09.2024
Bayerischer Club würdigt herausragende Seminarbeit
„Eine lebendige Demokratie lebt von engagierten, neugierigen Menschen und Sie haben gezeigt, dass Sie genau das sind.“ Mit diesen Worten würdigte Landtagspräsidentin Ilse Aigner die sieben diesjährigen Preisträgerinnen und Presiträger des „Abiturientenpreises des Bayerischen Clubs“. Seit 2001 verleiht der Bayerische Club jährlich Preise für herausragende schriftliche Abiturarbeiten, die sich mit Themen zur bayerischen Geschichte, Gegenwart und Kultur befassen. In Anwesenheit der Kultusministerin Anna Stolz und Landtagspräsidentin Ilse Aigner überreichten Stephan Mayer und Dr. Heinrich Kreuzer, die Präsidenten des Bayerischen Clubs, sowie der Vizepräsident Josef M. Redl am vergangenen Freitag, 20.09.2024, die Preise im ehrwürdigen Maximilianeum in München. Unter den sieben Ausgezeichneten ist auch Johanna Kosak aus Bergen, Abiturientin des Abschlussjahrgangs 2024 am Traunsteiner Chiemgau-Gymnasium (ChG).
Der Titel ihrer ausgezeichneten Arbeit lautet „Weiblich, wohnungslos, schutzlos? – Die Situation wohnungsloser Frauen am Beispiel München“. Diese entstand im Rahmen des W-Seminars „Das Thema Wohnen in Politik und Gesellschaft“ unter der Leitung von OStR Robert Bauregger, dessen Teilnehmer sich mit aktuellen Fragen zum Thema „Wohnen“ beschäftigten und dabei u.a. erkannten, dass Wohnen weitaus mehr bedeutet, als ein Dach über dem Kopf zu haben. Es geht vielmehr auch um Sicherheit, Geborgenheit, Würde und Identität. Das ist die positive Seite. Die andere ist von Problemen geprägt: unbezahlbare Immobilienpreise, zu hohe Mieten, Platzmangel bis hin zur Wohnungslosigkeit. Und exakt an diesem letztgenannten Problem setzte Johanna ihre Arbeit an, wobei sich im Laufe des Seminars herauskristallisierte, dass sie sich v.a. für die oft vernachlässigten Schicksale von wohnungslosen Frauen interessierte.
Um ihr komplexes Thema zu durchdringen, hat sie über Monate nicht nur zahlreiche Bücher, Artikel und Aufsätze gelesen, sondern ist auch dorthin gegangen, wo sie unmittelbar Einblick gewinnen konnte: in Münchner Frauenhäuser, in denen wohnungslose Frauen – wenn sie Glück haben – für eine bestimmte Zeit eine Bleibe finden. Dass damit deren Probleme nicht gelöst sind, hat Johanna in stundenlangen Interviews erfahren müssen. Hierbei hat sie gleichermaßen bereichernde als auch bedrückende Erfahrungen gesammelt:
„Die Schicksale der von mir interviewten wohnungslosen Frauen haben mich sehr berührt und schockiert“, so Kosak. „Obwohl sie oftmals die höchste Dringlichkeitsstufe haben, dauert es meist Jahre, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Zudem waren beide von mir interviewten Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Ich wuchs an der herausfordernden Aufgabe, ihnen einerseits empathisch auf einer persönlichen Ebene zu begegnen – gleichzeitig aber auch eine wissenschaftlich-objektive Perspektive zu wahren.“
Dass Johanna Kosak dieser Spagat geglückt ist, beweisen die Auszeichnung sowie die zahlreichen positiven Rückmeldungen während und nach der Preisverleihung. Anna Stolz, Staatsministerin für Unterricht und Kultus, würdigte in ihrer Rede nicht nur die exzellenten Leistungen, sondern warf auch einen motivierenden und zuversichtlichen Blick in die Zukunft der Preisträger: „Sie haben sich mit viel Leidenschaft in Ihre Themen eingearbeitet und dabei Kreativität, Forschergeist und Durchhaltevermögen gezeigt. […] Wohin auch immer Ihr Weg Sie führt – Sie können stolz auf sich sein und auf Ihre Talente und Fähigkeiten vertrauen.“
Diesen Worten kann man sich nur anschließen.